Wissenswertes zu Myler-Gebissen

 Myler-Gebisse: Ein Meilenstein in der Entwicklung von Pferdegebissen

Seit vielen Jahren beschäftigen wir uns intensiv mit der Anatomie des empfindlichen Pferdemauls und mussten feststellen, dass viele herkömmliche Gebisse für die relativ kleine Maulhöhle des Pferdes zu dick sind und/oder zu unpräzise wirken. Das führt nicht selten zu „Maulproblemen“ und Widersetzlichkeiten beim Reiten. Schaut man sich zum

Beispiel Turnierfotos oder Zeitlupen vom Springreiten aufmerksam an, erkennt man, dass viele Pferde mit ihrem Gebiss unglücklich sind und sich zu wehren versuchen. Dem wird nicht selten mit enggeschnürten Reithalftern, “Hilfs“-Zügeln und harten Reiterhänden entgegengewirkt. Wenn Pferde „aua“ schreien könnten, wäre es sicher oft ohrenbetäubend laut auf unseren Turnier- und Abreitplätzen!

Unser Anliegen ist es aber, dass der Reiter mit seinem Pferd sanft kommuniziert, quasi

Hilfen „flüstert“ und nicht durch Schmerzen gefügig macht. Auf der Suche nach geeigneten, pferdefreundlichen Gebissen stießen wir auf die Myler-Gebisse, deren innovative, anatomisch angepassten Mundstücke unmissverständlich wirken und dem Pferd erlauben, entspannt durchs Genick zu gehen. Auf diese Weise kann die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd wesentlich verbessert werden, wie wir aus zahlreichen Erfahrungen mit zufriedenen Kunden unseres Reitshops und noch zufriedeneren Pferden wissen.

Weil wir von dem Großhändler für Myler-Gebisse aus Deutschland gebeten wurden, diesen bei den Welt-Reiterspielen in Aachen zu vertreten, hatten wir die Gelegenheit, uns mit internationalen Profireitern und -fahrern sowie natürlich auch dem englischen Großhändler von Myler-Gebissen (Belstane) auszutauschen, welche noch viel mehr Erfahrung mit Myler-Gebissen haben, weil diese – anders als bei uns – in Großbritannien sowie in vielen anderen Ländern für den Turniersport zugelassen sind. In Deutschland verweigert die FN die Zulassung von Myler-Gebissen, da diese den vorgegebenen Mindestdurchmesser von 14 Millimetern nicht erfüllen. Der Hersteller wird jedoch die Gebissstärke von 11 Millimetern nicht verändern, da die Maulhöhle des Pferdes erwiesenermaßen nicht ausreichend Platz für dickere Gebisse bietet.

Zu beobachten war dort auch, dass Pferde mit schmalen Westerngebissen (in Westerndisziplinen sind auch Myler-Gebisse zugelassen) die Mäuler zufrieden schließen konnten, was den Dressurpferden mit Kandare und zusätzlicher Unterlegtrense nicht möglich war. Interessant ist außerdem, dass bei deutschen Westernturnieren die Höchstdicke von Gebissen früher der FN-Mindestdicke entsprach, der zur Verfügung stehende Raum im Pferdemaul aber naturgemäß immer gleich ist. Und im Fahrsport, bei dem man auf Zügelhilfen stärker angewiesen ist als beim Reiten, arbeitet man fast ausschließlich mit präzisen Kandaren, die die Kiefer nicht knacken.


Was ist „scharf“ an einem Gebiss?

Ein durchgehendes, panisches Pferd wird man nie mit einem noch so „scharfen“ Gebiss parieren und anhalten können. Vergleichbar ist diese Situation mit dem Versuch, sich an seinem eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen zu wollen, wie es in einer Legende des bekannten „Lügenbarons“ von Münchhausen erzählt wird.

Viele Reiter glauben, dünne Gebisse seien scharf und je dicker ein Gebiss ist, desto weicher sei es. Falsch! Für uns sind Messer scharf und Kopfkissen weich. Kein Gebiss ist so dünn wie ein Messer und so weich wie ein Kissen! Wir sind überzeugt, dass das Pferd der präzisen Hilfe eines dünnen, nicht gebrochenen Gebisses besser folgen kann, als der eines dicken, doppelt gebrochenen oder diffusen Gebisses. Denn ein dickes Gebiss übt einen Dauerdruck auf das Pferdemaul aus, dem das Pferd – was ja dem Druck, zum Beispiel dem Schenkeldruck, weichen soll – eben nicht weichen kann. Deshalb reagiert es mit Gegendruck, das heißt es legt sich auf den Zügel. Dann begehen Reiter oft den Denkfehler, ihr Gebiss sei weich, nur weil sie einige Kilo auf der Hand liegen haben oder sich die Zügel bis hinter die Ohren ziehen können, ohne die gewünschte Reaktion beim Pferd zu erzielen. Das ist der Fall, wenn das Pferd dem Dauerdruck nach hinten ausweicht, also hinter dem Zügel läuft.

Im Unterschied dazu wird zum Beispiel bei einer präzisen Kandare oder einem anatomisch geformten Myler-Gebiss der Wunsch des Reiters durch eine feine Hilfe sofort erfüllt, worauf stets ein sofortiges Nachgeben zur Belohnung folgen sollte, damit das Pferd die Zügelhilfen richtig versteht. Auch dies funktioniert mit dünnen, anatomischen bzw. präzisen Gebissen besser, da das Pferd keinen Dauerdruck bzw. Schmerz verspürt, wenn der Reiter die Zügel nicht mehr angenommen hat.

Wäre Ihnen ein dünner Bleistift im Mund nicht auch lieber als ein dicker Besenstiel? Eigentlich ist also ein angeblich „scharfes“ Gebiss lediglich angenehmer und verständlicher für das Pferd, während ein vermeintlich „weiches“ Gebiss meist ungenau wirkt und nicht selten zu Schmerzen im Maul führt. Es ist aber völlig unsinnig, ein Pferd mittels Dauerdruck korrigieren zu wollen. Nimmt man den Druck dagegen weg, sobald es die richtige Reaktion zeigt, wird durch diese belohnende Erleichterung eine Lernsteigerung beim Pferd erreicht. Diese Art von Lernhilfe wirkt nicht nur unter dem Sattel, sondern auch bei jeder anderen Form der Hilfengebung.
 

„Selbstschutz“: Wie wehren sich Pferde gegen schmerzende Gebisse?

    - Sie gehen hinter dem Zügel bzw. hinter der Senkrechten

    - Sie gehen gegen den Zügel und spannen dabei die Unterhalsmuskulatur an

    - Sie legen sich ruckartig in die Zügel und reißen sie dem Reiter aus der Hand

    - Sie laufen durch den Zügel und lassen sich nicht durchparieren

    - Sie „beschummeln“ den Reiter, indem sie über die Schulter fallen und die Hinterhand nicht untersetzen, sondern auf der Vorhand laufen

    - Sie haben ein überaktives Maul. Dabei kauen sie angespannt gegen das Gebiss, beißen sich auf dem Gebiss fest, reißen das Maul auf oder strecken die Zunge heraus.


Myler: Pferdefreundliche Gebisse mit System

Die Gebrüder Myler haben ein Gebiss-System entwickelt, das sowohl aus wissenschaftlicher Sicht als auch in der praktischen Umsetzung sinnvoll ist. Myler-Gebisse haben gegenüber herkömmlichen Mundstücken folgende entscheidende Vorteile:

Sie sind nach vorne gewinkelt, um die Zunge im hinteren Bereich frei zu lassen. Dadurch wird dem Pferd ermöglicht, die Zunge zum Schlucken anzuheben. Wenn wir unsere Zunge mit dem Daumen komplett herunterdrücken, können wir auch nicht schlucken und müssen den sich ansammelnden Speichel ausspucken. Dass dies auch einem Pferd unangenehm ist, welches von Natur aus entweder frisst und schluckt oder läuft, dürfte einleuchten. Es soll aber mit Gebiss nicht nur laufen, sondern dabei auch noch auf kleinste Zügelhilfen reagieren. Mit einem Myler-Gebiss hingegen kann das Pferd ungehindert abschlucken. Dies ist besonders im Distanzsport von großer Wichtigkeit, da hier der Flüssigkeitsverlust nicht unerheblich ist und das Pferd auch während des Wettbewerbs in der Lage sein muss, mit Gebiss zu saufen. Ist ein Pferd fähig, natürlich abzuschlucken, kann es auch besser atmen und sich voll auf die Hilfengebung des Reiters konzentrieren. Lässt man zudem Reithalfter und Sperrriemen weg, wird dieser positive Effekt noch gesteigert. Ein weiterer Vorteil der anatomisch nach vorne gewinkelten Form von Myler-Gebissen ist, dass man beim Annehmen des Gebisses nicht an die Backenzähne stößt. Vor allem bei Pferden mit großer Maulspalte passiert dies mit herkömmlichen Gebissen häufig. Einige Pferdedentisten, die dieses Problem erkannt haben, schleifen die vorderen Backenzähne für eine bessere Gebissaufnahme sogar extra ab bzw. schrägen sie an. Warum dann nicht gleich ein nach vorne gewinkeltes Gebiss verwenden?

Die hochwertig verarbeitete breite Rolle, welche als Gelenk des Myler-Gebisses dient, verhindert den Gaumendruck und das Einklemmen der Zunge, während einfach und doppelt gebrochene Gebisse durch den Knickpunkt an den Verbindungsringen permanenten Druck auf den Gaumen ausüben und schon allein, wenn das nur Pferd kaut – sich das Gebiss also bewegt – die Zunge gezwickt wird. Will das Pferd die Zunge zum Schlucken anheben, drückt es den höchsten Punkt noch mehr in den Gaumen. Da dies wieder Schmerzen verursacht, vermeidet es dies und lässt den Speichel aus dem Maul laufen. Aus diesem Grund können Pferde auch nur schlecht oder gar nicht ihre Mäuler schließen, was man auf einigen Röntgenbildern gut erkennen kann. Die Rolle soll also so breit sein, dass sie den Druck auf der Zunge möglichst gut verteilt, darf aber auch nicht zu breit sein, da sich der Gaumen des Pferdes zur Mitte hin verjüngt, das heißt die Kuppel des Gaumendaches wird nach außen flacher. Das ist auch der Grund, warum viele Pferde mit doppelt gebrochenen Gebissen nicht klar kommen. Denn das Zwischenstück dieses Gebisses ist oft zu breit für den Gaumen. Spätestens, wenn man einseitig am Zügel „zieht“, stößt es innen schmerzhaft gegen den Gaumen. Ein weiterer Vorzug der Myler-Rolle ist die unabhängige Seitenbeweglichkeit des Gebisses, das heißt, wenn man den Zügel einseitig annimmt, bleibt die Hilfe auch einseitig. Das ermöglicht dem Reiter, eine Seite zu isolieren und zum Beispiel nur eine Schulter für Biegungen oder Wendungen anzuheben. Außerdem ist das Knacken der Kiefer eingeschränkt und je nach Gebisswahl völlig aufgehoben. Myler-Mundstücke berücksichtigen alle anatomischen Besonderheiten des Pferdemauls, in das selten einer reinschaut. Lassen Sie sich doch einmal bei der nächsten Zahnpflege das Gebiss Ihres Pferdes zeigen. Unsere Dentistin empfiehlt aus vielen Beweggründen Myler-Gebisse, die sich dem hochempfindlichen Bereich „im Maul“ ideal anpassen und dem Pferd keine Schmerzen zufügen. Dass ein Pferd „hart“ im Maul wird, können wir uns schlecht vorstellen, da ja die stark durchbluteten Schleimhäute und die Nerven immer sensibel bleiben. Wenn bei uns Menschen eine Zahnprothese schlecht sitzt, verspüren wir ja auch immer den Schmerz.

Außen bieten Myler-Gebisse viele Möglichkeiten der Seitenteile. Wir bevorzugen z. B. die Knebeltrense. Diese sitzt am „stabilsten“ – gerade auch in der Bewegung – und drückt den Kopf auf einer großen Fläche herum, ohne dass sich der Gebissring im Gegensatz zu durchlaufenden Ringen in das Maul zieht oder die Lefzen einklemmt. Des Weiteren werden Olivenkopf- und D-Ringgebisse mit Ösen zum Fixieren der Backenstücke und Zügel angeboten. Wenn man das Backenstück und den Zügel fixiert, hat das den Vorteil, dass man einen sanften Druck – immer vorwärts abwärts – auf das Genick ausüben und in die Hilfengebung mit einbeziehen kann. Dies verstehen Pferde sehr gut, da sie diese Hilfe vom Halfter her gewohnt sind, und das Genick vermutlich nicht so schmerzempfindlich ist wie das Pferdemaul. Außerdem verspürt das Pferd sofort keinen Druck mehr im Genick, wenn es in der richtigen Kopfhaltung nachgegeben hat. Die Fixierung erreicht aber keine echte Hebelwirkung, da hierfür eine Verlängerung in Form eines Schenkels wie zum Beispiel beim Pelham benötigt wird. Die Wirkung ist eher ähnlich der „Warendorfer Schlaufe“. Mit fixiertem Zügel sind zudem noch präzisere Hilfen möglich, weil nicht erst der Zügel durch den Ring rutscht. So kann man beispielsweise Paraden/Arrets nicht nur rückwärts mit Wirkung auf die Laden durchführen, sondern auch aufwärts in Richtung Genick, um dieses aufzurichten und die Schultern anzuheben. Bei Reitanfängern mit unruhigen Händen sollte man jedoch besser – wenn überhaupt schon mit Gebiss geritten werden kann – auf eine Fixierung verzichten, damit der Zügel am Ring gleiten kann und nicht jede ungewollte Hilfe im Pferdemaul ankommt. Verwendet man D-Ringe oder Olivenkopfgebisse ohne Ösen, kann das Mundstück nicht verrutschen und man hat eine breite Auflagefläche für die Seitwärtshilfen. Außerdem klemmen sie die Maulwinkel nicht ein, wenn sie gut verarbeitet (nicht ausgeschlagen) sind wie bei Myler.

An vielen Myler-Gebissen findet man ein Loch für die Kinnkette, welches sehr weit oben angeordnet ist, damit sich die Tasthaare nicht darin verfangen. Die Kinnkette hält das Gebiss sehr ruhig im Maul, auch während der Bewegung. Außerdem bietet sie den Vorteil, dass sich eine Hilfengebung nach vorne „Ganaschen öffnend“ hinzunehmen lässt.

Es werden noch sehr viele andere Seitenteile angeboten, auf die wir hier nicht eingehen können. Natürlich gibt es auch Fahrkandaren, Pelhams, Westerngebisse mit verschieden langen Anzügen im bewährten System der Firma Myler.

Ein sehr interessantes und außergewöhnliches Gebiss ist das Myler-Kombinationsgebiss – eine Mischung aus Ring- bzw. Schenkeltrense und Hackamore –, bei dem alle relevanten Punkte am Kopf und im Maul zur Hilfengebung berücksichtigt werden können. Wie bei einer Dreiringtrense hat man die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Ringen zu wählen und dadurch die Wirkungsweise zu variieren. Wenn man den untersten Ring wählt, gibt man in folgender Reihenfolge Hilfen:

1.    Ganaschen öffnend durch die Kinnkette

2.    Abwärts durch sanften Druck aufs Genick

3.    Rückwärts durch sanften Druck des Nasenriemens

4.    Maul durch verschiedene Gebisstypen

Auf das Maul wirkt man erst ein, wenn die Zügel sehr stark angenommen werden müssen.

Ein integrierter Stopper (Metallanschlag) im Gebissring verhindert eine übermäßige Mauleinwirkung. Wenn man den mittleren Ring wählt, ist man schneller am Gebiss, und beim obersten Ring reitet man nur mit Gebisshilfen.

Schon oft konnten wir dieses Gebiss sehr erfolgreich jungen Pferden, Jagdpferden und sogar notorischen Durchgängern anpassen. Es scheint gerade bei panischen oder verdorbenen Pferden am verständlichsten zu sein, weil der Druck auf vier Zonen am Kopf und im Maul verteilt wird, anstatt sich wie bei herkömmlichen Gebissen hauptsächlich auf das Maul zu konzentrieren. Voraussetzung für diese pferdefreundliche Wirkung ist allerdings eine korrekte Verschnallung. Gebisse individuell auswählen und korrekt anpassen

Myler teilt seine Gebisse in drei Stufen ein, die auf die unterschiedlichen Ausbildungsstände von Pferd und Reiter abgestimmt sind. Die erste Stufe ist für junge Pferde und nicht so erfahrende Reiter, da sie wie einfach und doppelt gebrochene Gebisse hauptsächlich auf die Zunge einwirken und die Laden dadurch schonen. Die zweite Stufe lässt der Zunge nach oben etwas Freiheit und bereitet die Laden auf den Druck vor. Beim Stufe-drei-Gebiss hat die Zunge völlige Freiheit, wodurch die Laden mehr mit einbezogen werden. Außerdem ist das Knacken komplett aufgehoben.

Mit Stufe-zwei-Gebissen konnten wir vielen Pferden helfen, die „Zungenfehler“ hatten.

Unser meist verkauftes Gebiss ist das Stufe-zwei-Gebiss MS 04.

Damit Sie das ideale Gebiss für Ihr Pferd finden, sollten Sie sich ausführlich von Ihrem Myler-Händler beraten lassen. Wir geben unsere Gebisse zum Ausprobieren mit, da das Pferd noch am besten weiß, welches das geeignetste ist. Grundsätzlich sollte man das Pferd behutsam auf ein neues Gebiss vorbereiten und es evt. auch ohne Reiter ausprobieren lassen (vielleicht zuerst mit Trense nur laufen lassen). Wir empfehlen unseren Kunden die Gebisse vor dem Kauf ca. eine Woche zu testen. Viele Kunden schreckt der Preis etwas ab, aber diese exzellent verarbeiteten und durchdachten Gebisse halten ein Pferdeleben lang und machen sich durch zufriedenere Pferde, die im Training weiterkommen, bezahlt.

Generell haben wir festgestellt, dass Gebisse häufig zu locker verschnallt sind. Dies ist für das Pferd unangenehm, da das Gebiss dann gegen die Vorderzähne schlagen oder sich an den Hakenzähnen verhaken kann. Viele Pferde versuchen, das Gebiss deshalb hochzuschieben und es „selbst zu tragen“. Dadurch verspannen sie den Kiefer und können nicht entspannt kauen. Bei einem anatomisch mit Zungenfreiheit nach vorne geformten Gebiss ist besonders auf eine korrekte Verschnallung zu achten (übliche Zwei-Faltenbildung am Maulwinkel bei durchhängendem Zügel). Welches Gebissmaterial man wählt, ist zweitrangig. Viel wichtiger ist, auf eine geeignete Gebissform und eine exakte Anpassung zu achten, so dass das Gebiss dem Pferd keinerlei Schmerzen (Quetschen der Zunge, Knacken der Kieferäste, Druck auf den Gaumen, Einklemmen und Aufscheuern der Maulspalte) verursacht und es sein Maul ungehindert schließen kann. Auf Reithalfter sollte aus mehren Gründen ganz verzichtet werden: Ist das Pferd in der Lage, sein Maul zu öffnen, kann es besser einem etwaigen Schmerz einer zu harten Reiterhand oder eines unpassenden Gebisses ausweichen. Reithalfter üben zudem einen sinnlosen und kontraproduktiven Dauerdruck aus, dem das Pferd nicht weichen kann. An vielen Pferdeschädelpräparaten kann man sehen, dass sich sogar im Bereich der Reithalfter-Riemen Knochen abbaut, was ein sehr schmerzhafter Prozess ist. Außerdem wird die Atmung stark eingeschränkt und das entspannte Kauen behindert.

Wenn sich ein Pferd gegen sein Gebiss wehrt, sollte immer ein sanfter wirkendes Gebiss eingesetzt und/oder die Zügelhilfen überprüft werden. Leider sieht man diesen weisen Entschluss doch zu selten. Oft wird stattdessen „aufgerüstet“ zum Beispiel mittels

„Hilfs“zügeln, die wir zum Reiten komplett ablehnen, ebenso wie das Longieren am Gebissring. Dafür gibt es Kappzäume. Einzige Ausnahme bildet hier die korrekte Arbeit an der Doppellonge. Auch das Ausbinden am Gebiss halten wir für ungeeignet, da man hierdurch sensiblen Pferden beibringt, sich hinterm Zügel zu verkriechen und weniger empfindlichen lehrt, sich auf den Zügel zu legen.

Wir hoffen, dass der Gebissauswahl und -anpassung künftig genauso viel Aufmerksamkeit geschenkt wird wie es mittlerweile bei Sätteln meist der Fall ist.

Nicht zuletzt sollte sich jeder, der sein Pferd mit einem Gebiss reitet oder anderweitig arbeitet, bewusst machen, dass das Pferdemaul äußerst sensibel ist. Gebisse sollten deshalb stets einfühlsam und vorsichtig angewendet werden, um das Pferd nicht zu verletzen oder sein Vertrauen durch Schmerzen zu missbrauchen.

Weitere von uns bevorzugte pferdefreundliche Zäumungen sind Ledergebisse, FN zugelassene Rotary Gebisse sowie gebisslose Zäumungen wie Bosal, Sidepull oder Glücksrad.

Zum Weiterlesen empfehlen wir:
- Dale, Ron & Bob Myler: Ein ganzes(Ge-)bisschen besser

- Dr. Hiltrud Strasser: Eisen im Pferdemaul

- Richard Maxwell, Johanna Sharpless: Traumpferd in 20 Minuten

 

 

 

 

 

 

 

Tags: Myler Bits
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